1950

Im Jahre 1950 lebte das Schützenwesen innerhalb der Bundesrepublik wieder auf. Die alliierten Streitkräfte hatten die Bildung von Schützenvereinen wieder zugelassen und ihnen erlaubt, ihren Sport mit Luftdruckwaffen auszuüben.

Dem Chronisten wurde von nicht mehr lebenden Mitgliedern der Gesellschaft berichtet bzw. erzählt, dass unsere alte Fahne und unser Fahnenschrank an andere Schützenvereine, die sich schon wieder gegründet hatten, verkauft worden sind.

Unsere Fahne soll an den Schützenclub Alt-Linden von 1921 gegangen sein und unser Fahnenschrank soll sich im Vereinslokal der Schützengesellschaft Ricklingen von 1853 befinden.

Nachweisbar sind diese Tatsachen nicht, da es weder lebende Zeugen noch Unterlagen darüber gibt.

1954

Um so mehr waren die noch vorhandenen, nun schon betagten Mitglieder des alten "VEREINS FÜR FREIHANDSCHIESSEN LINDEN" überrascht, als sich im Jahre 1954 in Linden wieder mehrere Schützen zusammenfanden, die auf Vorschlag von Karl-Robert Weber den Entschluss fassten, den früheren ehrwürdigen Verein wieder aufleben zu lassen.

Auf einer Wiedergründungsversammlung am 18.12.1954 beim alten Vereinswirt Heinrich Piepho im Lokal "Zum Holländer" am Lindener Markt beschlossen alte und neue Mitglieder die Weiterführung des VEREINS FÜR FREIHANDSCHIESSEN LINDEN unter der neuen Bezeichnung

FREIHAND-SCHÜTZENGESELLSCHAFT LINDEN VON 1906.

Eine Änderung des alten Namens war erforderlich geworden, weil innerhalb der Stadt Hannover schon ein Verein für Freihandschiessen bestand und das zuständige Registergericht eine Duplizität unter Vereinsnamen nicht zuließ.

18 Mitglieder waren es, die an diesem denkwürdigen 18.12.1954 ihre Unterschrift unter das Wiedergründungsprotokoll setzten und damit den alten Verein zu neuem Leben erweckte.

Es waren dieses:

Karl-Robert Weber - Hermann Richter - Hans-Joachim Schulze - Friedrich Pott - Franz Werner - Günter Hunderlage - Hermann Wagner - Rudolf Pott - Wilhelm Pott - Karl Jocksch - Hermann Faber - Willi Werner - Heinrich Piepho - Hermann Luhmann - Herbert Rampke - Heinz Brandes - Rolf Grünkorn - Manfred Sehm.

Zum 1.Vorsitzenden des wiedergegründeten Vereins wurde einstimmig Karl-Robert Weber von der Versammlung gewählt, der ja auch der Initiator der Wiedergründung des Vereins war.

Folgende alte und neue Mitglieder schlossen sich bis Ende 1954 der Gesellschaft an:

Karl Töpelmann - Adolf Rüdiger - Heinz Will - Franz Duhme - Hans-Peter Solterbeck - Günter Sonnemann - Horst Mainzer - Heinrich Pingel.

1955

Ab 11.01.1955 begannen die wöchentlichen Übungsschiessen im Vereinslokal "Zum Holländer" am Lindener Markt bei unserem Vereinswirt Schützenbruder Heinrich Piepho. Die Schützen schossen jeweils wöchentlich am Dienstag ab 20.00 Uhr und die Jungschützen am Donnerstag ab 18.00 Uhr.

Der Schiessbetrieb wurde vorerst noch unter primitiven Voraussetzungen aufgenommen, denn die finanziellen Mittel waren ja noch nicht so vorhanden.

3 Mitglieder hatten ihre Luftgewehre dem Verein zur Verfügung gestellt, mit denen der Schiessbetrieb aufgenommen werden konnte.

Schon am 22.01.1955 trat die Gesellschaft zum ersten Mal mit einer Wiedergründungsfeier im Saal der "Neuen Landwehrschänke" an die Öffentlichkeit und erlebte unter dem Vorsitz von Karl-Robert Weber eine glanzvolle Wiederauferstehung des Vereins in den Reihen des Deutschen Schützenbundes und innerhalb der Hannoverschen Schützen.

Die Jahreshauptversammlung hatte auch beschlossen, dass jeweils im ersten Vierteljahr eines jeden Jahres das Königsschiessen abgehalten werden soll.

Bei den Schützen wurde der König, der 2te Mann und der 3te Mann ausgeschossen und in der Jugend-Abteilung der Jungschützen-König.

Folgende Mitglieder der Gesellschaft konnten sich auf der Königsscheibe placieren:

König: Hermann Faber

2ter Mann: Hermann Wagner

3ter Mann: Franz Werner

Jugend-König: Jürgen Sulima

Das erste Königsschiessen der Gesellschaft nach der Wiedergründung wurde am 13.03.1955 im Vereinslokal durchgeführt. Den Jungschützen war der Vormittag dafür vorbehalten und die Schützen schossen am Nachmittag ihren König aus.

Schon beim ersten Königsschiessen gab es eine Sensation.

Der König Schützenbruder Hermann Faber erschoss sich seinen Titel mit einem 0-Teiler und der 2te Mann Schützenbruder Hermann Wagner mit einem 5-Teiler. Es war unglaublich.

Aber die Auswertung hatte ein Neutraler, und zwar der Schiessmeister der Bürger-Schützengesellschaft zu Linden von 1906 Schützenbruder Hermann Boy, vorgenommen, sodass an dem Resultat nicht zu zweifeln war.

Nachdem der letzte Schuss abgegeben war, fand man sich mit Partnern zu einer gemütlichen Runde zusammen. Der Vorsitzende nahm die Siegerehrung vor und der Schützenbruder Hermann Faber ließ es sich nicht nehmen, als erster Schützenkönig nach dem Krieg, ein Fass edlen Bieres aufzulegen und anzuschlagen. Der 2te und 3te Mann sorgten für die schärferen und süßen Getränke, sodass alle vollauf zufrieden waren.

Im Sinne aller Schützenbrüder wurde festgelegt, dass dieser schöne alte Brauch nunmehr zur Königsproklamation in der gleichen Weise beibehalten werden soll.

Am Karfreitag, dem 8. April 1955 veranstaltete die Gesellschaft ein Ostereierschiessen, bei dem eine Scheibe für Mitglieder und eine Scheibe für interessierte Bürger aufgezogen wurde.

Von 10.00 - 18.00 Uhr wurde geschossen und man kann von einer gelungenen Veranstaltung sprechen.

Am 14.05.1955 konnte bereits die neue Fahne auf einer festlichen Veranstaltung im "Ricklinger Waldschlösschen" durch den damaligen Präsidenten des Verbandes Hannoverscher Schützenvereine und des Landesschützenverbandes Niedersachsen Hermann Wüstehoff geweiht werden, der bei dieser Gelegenheit zum Ehrenmitglied der Gesellschaft ernannt wurde und sich als 50. Mitglied in die Mitgliederliste der Gesellschaft einschrieb.

Als Patenvereine standen mit ihren Fahnen die Schützengesellschaft Linden von 1904 und die Schützengesellschaft der Weststadt von 1904 unserer neuen Fahne zur Seite. Ebenfalls waren mit ihren Fahnen die Schützengesellschaft Badenstedt von 1925, die Schützengesellschaft Davenstedt von 1928 und die Bürger-Schützengesellschaft Oberricklingen von 1953 anwesend.

Die Anschaffung der neuen Fahne war durch großzügige Spenden der Mitglieder und verschiedener Geschäftsleute ermöglicht worden und wurde von der Hildesheimer Fahnenfabrik zum Preise von 750,00 DM einschließlich Trageriemen und drei Schärpen erstellt.

Die Gesellschaft hatte nach wenigen Monaten nicht nur eine stattliche Anzahl von Mitgliedern erreicht, sondern auch eine ebenso stattliche Jungschützen-Abteilung aufgebaut.

Man entwickelte Aktivitäten, die der Gesellschaft viel Sympathie und viele Freunde in Linden und innerhalb des Hannoverschen Schützenwesens einbrachte.

Zwischenzeitlich wurde mit anderen Schützenvereinen aus dem Hannoverschen Raum die "Gilde-Zeltgemeinschaft" ins Leben gerufen, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, für die ihr angeschlossenen Vereine auf dem Festplatz zum Hannoverschen Schützenfest ein eigenes Festzelt zu erstellen und zu unterhalten.

Zum Schützenfest-Ausmarsch 1955 trat auch die Jungschützen-Abteilung mit einem eigenen Wimpel an und im Rahmen des Deutschen Bundesschiessens, dass zum gleichen Zeitpunkt in Hannover abgehalten wurde, erlebte die Gesellschaft schöne und erhebende Stunden.

Hierbei geknüpfte kameradschaftliche Bande mit Schützen aus Berlin führte zu unvergesslichen Erlebnissen mit den Mitgliedern der Zehlendorfer Schützengilde von 1893.

Auf Anregung des 2. Vorsitzenden Schützenbruder Hermann Richter beschlossen die Mitglieder einen Spielmannszug ins Leben zu rufen und der Gesellschaft anzugliedern.

Die Ausbildung und Stabführung wurde dem Schützenbruder Hermann Richter übertragen, der schon in früheren Jahren Leiter eines Spielmannszuges in der Schützengesellschaft Döhren war.

Wieder wurden die Mitglieder zu einer Spende aufgerufen, um den Spielmannszug instrumental auszurüsten.

Eine Erstausstattung von 5 Marschtrommeln, 6 Querflöten, einen Tambourstab und diverses Zubehör wurden zum Preise von 925.90 DM angeschafft.

Am 05.11.1955 fand bei "Haller" in Bornum das Herbstvergnügen der Gesellschaft statt.

Die Überraschung des Abends war der Einmarsch und die Übergabe des neu aufgestellten Spielmannszuges an den 1. Vorsitzenden Karl-Robert Weber durch den Schöpfer und Leiter des Spielmannszuges Schützenbruder Hermann Richter.

Als Pate stand der Spielmannszug der Bürger-Schützengesellschaft Oberricklingen von 1953 mit flotten Weisen zur Seite.

Der 26.11.1955 sollte zu einem unvergesslichen Erlebnis werden.

Man startete gegen 06:00 Uhr morgens mit einem Sonderomnibus und 3 PKW zu einer Besuchsfahrt nach Berlin.

Der Grund war eine Einladung zum Stiftungsfest der Zehlendorfer Schützengilde von 1893, mit denen man während des Hannoverschen Schützenfestes kameradschaftliche Beziehungen geknüpft hatte. 37 Mitglieder und eine Abordnung der Schützengesellschaft der Weststadt von 1904 nahmen an dieser Fahrt teil.

Uniformen und Fahnen waren aus zolltechnischen Gründen per Luftpost vorsichtshalber vorausgeschickt worden.

Ein herzlicher Empfang und die gemeinschaftliche Unterbringung im Hotel Nestler, dem Vereinsheim der Zehlendorfer Schützen, war der Auftakt.

Der Abend vereinte alle zu einem Festessen im Hotelrestaurant Leopold, wo anschließend das Stiftungsfest stattfand. Nach Begrüßung durch den Kommandeur der Zehlendorfer Schützen, Schützenbruder Hermann Seeger wurde es ein harmonisches Stiftungsfest mit vielen gegenseitigen Ehrungen und Ehrengaben.

Dabei wurde der Wanderpokal "Berlin-Hannover" gestiftet, der jährlich in einem Fernwettkampf zwischen beiden Vereinen ausgetragen werden sollte.

Ein Höhepunkt war um 24:00 Uhr der Geburtstag unseres Königs, Schützenbruder Hermann Faber, der aus diesem Anlass originale "LÜTTGE LAGEN" aus Hannover mitgebracht hatte und den Gastgebern kredenzte.

Der Sonntag war dann noch ausgefüllt mit einer Berlinrundfahrt, die vorbei an den idyllischen Havel-Seen bis hin zum Grunewald führte, wo bei einer, von den Gastgebern vorbereiteten Kaffeetafel, noch einmal herrliche Stimmung angesagt war.

Nach der Rückfahrt durch das Lichtermeer des nächtlichen Berlins und der Prachtstrasse „Am Kurfürstendamm” kam der Abschied in unserem Standquartier und alle waren sich einig, dass man unvergessliche Stunden in Berlin verlebt hatte.

Zum ersten Mal wurde in diesem Jahr der Wiedergründungskommers begangen.

Von den Mitgliedern, vornehmlich der Wiedergründer unserer Gesellschaft, war festgelegt und beschlossen worden, anlässlich des Tages der Wiedergründung am 18.12.1954, in jedem Jahr in unmittelbarer Nähe dieses Datums einen Wiedergründungskommers abzuhalten.

An diesem Tage sollten auch generell alle anfallenden Ehrungen ausgesprochen werden.

Außerdem wurde festgelegt, dass an diesem Wiedergründungskommers ausschließlich nur Mitglieder in Uniform teilnehmen dürfen.

Dieser erste Wiedergründungskommers fand in unserem Vereinslokal "Zum Holländer" unter Anwesenheit aller Mitglieder statt und wurde mit Darreichung eines Imbisses ein gelungener Abend.

In der Jahresbestenwertung konnte sich placieren:

Jahresbester: Willi Werner

Am 07.06.1955 verstarb unser Mitglied Helmut Nenke.

An neue Mitglieder konnte im Jahr 1955 aufgenommen werden:

Hans Steuer - Wolfgang Oberg - Hermann Wüstehoff - Hermann Bode - Karl Henkel - Heinrich Knolle - Ernst Rühmenapp - Eberhard Schwausch - Otto Biermann - Friedrich Drobe - Heinz Duhme - Bernhard Grote - Karl-Ludwig Hesse - Werner Hunte - Gerhard John - Hans-Günter Jocksch - Karl Klaus - Heinrich Kohlmeyer - Hans Lieven - Peter Lieven - Herbert Löbl - Helmut Meyer - Friedrich Meyer - Dietrich Nothbaum - Karl Pott - Fritz Rath - Horst Reese - Wolfgang Reinhardt - Wolfgang Ulber - Horst Wischeropp - Dieter Abe - Rolf Appel - Ewald Attig - Günter Borm - Friedel Boje - Horst Boje - Jürgen Hoppmann - Reinhard Hartmann - Karl-Heinz Hundertmark - Dieter John - Karl-Heinz Kirchhoff - Werner Klaus - Willi Köritzer - Friedrich Laudage - Horst Pape - Erwin Maass - Jürgen Sulima.